Gael Hannan is the Editor of The Better Hearing Consumer @ HHTM
English-language version – Ear Rage Der AHA Moment
Translated into German by Birgit Meyer, a member of the European Federation of Hard of Hearing People (EFHOH).
Stellt Euch folgendes vor: Ein Friseursalon, eine Frau setzt sich hin und nimmt das Handtuch von ihren nassen Haaren. Sie setzt ihre Hörgeräte ein und betrachtet sich im Spiegel. Dabei unterhält sie sich mit der Friseurin.
Sagen Sie ehrlich, kann man meine Hörgeräte sehen? Ich meine, sind sie RICHTIG auffällig?
Ich habe meine Haare immer lang getragen, um meine Hörgeräte zu verdecken. Meine RIESIGEN Hörgeräte meine ich. Ich hatte das Gefühl, gigantische Sattelitenschüsseln an beiden Seiten meines Kopfes zu haben und alle Leute starrten mich deshalb an, verstehen Sie? Na ja, es fühlte sich zumindest so an, als würde jeder mich anstarren. Ich schätze, manchmal war es nur meine eigene Unsicherheit, aber manchmal starrten sie wirklich.
Auch heute, wo es viel kleinere Hörgeräte gibt, sind einige Leute nicht gerade feinfühlig, was das Anstarren betrifft. Und ich rede hier nicht von Kindern. Ich meine ERWACHSENE. Kinder sind ehrlicher. Sie starren Dich an, aber dann zeigen sie auf die Hörgeräte und wollen wissen, was das denn ist.
Aber Erwachsene, die starren Dich an und tun dann so, als ob sie nicht hinsehen würden. Und dann muss ich wiederum so tun, als hätte ich nichts gemerkt. Dieses ganze So-tun-als-ob ist ermüdend… und peinlich.
Ich habe keine Ahnung, warum mir alles immer so peinlich ist, es ist einfach so. Oder ich schaffe es, meinen Sohn Jake in Verlegenheit zu bringen.
Okay, ich verstehe ja, all seine Freunde waren auch bei McDonalds und in dem Alter will man auf keinen Fall auffallen… aber es war so laut dort und ich konnte die Bedienung einfach nicht verstehen. Sie war es vermutlich leid, sich zu wiederholen, aber war es wirklich nötig zu brüllen wie ein Löwe: Hallo, ihren KAFFEE? Mit oder ohne MILCH UND ZUCKER?
Das war wirklich nicht meine Schuld… und gestern in der Kirche… ich meine, woher hätte ich wissen sollen, dass meine Batterie den Geist aufgibt? Das tun Batterien eben. Deshalb bleiben ja auch die Batterienhersteller gut im Geschäft. Ich nehme also mein Hörgerät heraus und kaum habe ich die Batterie gewechselt, fällt das kleine Mistding runter und verschwindet unter der Fußbank. Ich bückte mich also, um auf allen Vieren danach zu suchen. Und während ich versuchte, das Ding wieder in mein Ohr zu bekommen, kreischte ununterbrochen die Rückkopplung. Ich dachte, ich sterbe vor Verlegenheit. In diesem Moment war in der Gemeinde wenig von ‘Liebe Deinen Nächsten’ zu spüren, das kann ich Euch versichern. Einige dieser Leute begafften mich alles andere als liebevoll.
Ich scheine mich ständig zu schämen oder verlegen zu sein, oder mich außen vor oder ignoriert zu fühlen. Das hasse ich auch. Man sollte doch annehmen, dass Freunde, die Du schon seit Ewigkeiten kennst wissen, dass Du in einem lauten Restaurant der Unterhaltung nicht folgen kannst. Aber denkste, die quatschen einfach ohne mich weiter. UND man sollte denken, dass so ein Ehemann das Hockeyspiel auch mit Untertiteln anschauen kann. Die werden nämlich den Puck NICHT überdecken und selbst wenn, dann höchstens für eine Sekunde in einer Saison, die 9 Monate dauert. Nun ja, dieses Jahr vermutlich nicht.
Wisst Ihr, ich bin das alles so leid… und deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen.
Ich werde das einfach nicht mehr länger mitmachen.
Ich werde NICHT zu dieser alten schwerhörigen Frau werden, die bei Familientreffen in der Ecke sitzt, unsicher lächelt, die falschen Sachen im falschen Moment sagt oder nur ständig fragt “Was??? Was hast du gesagt? Häh?”
Nein, so werde ich nicht werden. Ich muss verstehen und ich will verstehen. Ich will einbezogen sein in das, was um mich herum vorgeht.
Also werde ich anfangen, an mir zu arbeiten. Daran, wie ich an die Dinge herangehe, um sie zu ändern.
Zuallererst werde ich damit anfangen, meine Hörgeräte immer zu tragen, wirklich IMMER und wenn die Leute mich anstarren, starre ich eben zurück.
Und wenn Leute, die sich mit mir unterhalten, mir nicht gegenüberstehen, werde ich sie eben zu mir umdrehen.
Und ich werde den Leuten sofort sagen, wenn ich sie nicht verstehe – und wenn sie wissen, was gut für sie ist, werden sie dann das Gesagte lauter wiederholen und es nicht einmal wagen, mich mit einem >Egal, war nicht so wichtig< abzuspeisen. Wenn sie es einmal gesagt haben, war es wichtig genug, wiederholt zu werden. Wenn nicht, hätten sie gleich den Mund halten sollen. Schluss aus.
Und von jetzt an, werden beim Fernseher die Untertitel eingeblendet sein, wenn ich dabei bin.
Ich werde den Leuten immer sagen, was ich brauche, um alles zu verstehen. Und wenn jemandem das nicht passt, sollte der sich schämen und nicht ich.
Ich möchte nicht schwierig sein, ich möchte nur verstehen. Das ist doch nur fair, oder?
In der Bank werde ich den Mitarbeitern sagen, sie sollen MICH ansehen, nicht den Computer. Ich zeige Euch das Geld, Ihr zeigt mir Eure Lippen, okay?
Ich werde den Kinobetreibern sagen, wenn sie Geld mit mir verdienen wollen, dann müssen sie mir Untertitel bieten. Und wenn sie weiterhin Filme in ohrenbetäubender Lautstärke zeigen, wird schon sehr bald JEDER Untertitel brauchen.
Ich werde in der Kirche sagen, wenn Ihr wollt, dass ich die christliche Botschaft vernehme, müsst Ihr sie lauter verkünden. Wie wäre es mit der Installation einer Ringschleife. Oder besser noch, lasst uns alles in Schleifen legen.
Ich werde auf Flügen den Flugbegleitern sagen, dass ich kein Wort von dem, was der Pilot über Bordansage mitteilt, verstehe. Also sollte besser jemand zu mir kommen und mir erklären, was gesagt wurde, denn sonst könnte es sein, dass ich das Schlimmste annehme und einen hysterischen Anfall bekomme.
Ich werde meinem Chef sagen, wenn er von mir gute Arbeit erwartet, soll er dafür sorgen, dass ich ein Telefon mit einer optimalen Hörverstärkung habe.
Ich werde meinem Arzt sagen, dass ich mich bestimmt um einiges besser FÜHLEN würde, wenn ich eine Ahnung hätte, was er sagt.
Und ich werde meiner Familie sagen, ich liebe Euch bis zum Mond und zurück aber die Reise wäre um einiges angenehmer, wenn Ihr mich nicht ständig aus einem anderen Raum ansprechen würdet oder die Augen verdreht, wenn ich die falsche Antwort gebe. Wir sitzen im selben Boot, Leute.
Ich werde NIEMALS in dieser Ecke sitzen. Meine `Ohren´sind online und ich schaue der Welt ins Gesicht und sage, “Auf geht’s Welt, ich höre zu.”
Wow, jetzt bin ich aber richtig in Fahrt gekommen, was? Aber es ist mir völlig ernst mit dem, was ich gesagt habe. Heute fange ich damit an. Also schneid mir die Haare, meine Liebe, und diesmal schneide sie auch über den Ohren kurz, denn…. Ich habe NICHTS zu verbergen.
Birgit Meyer is a late-deafened German integration counselor who gave up a career in linguistics because of her profound hearing loss. She has been a cochlear implant user for over 10 years and is an advocate for European people who are hard of hearing and deaf. This is Birgit’s first translation of one of Gael Hannan’s blogs. While many German people are fluent in English, Birgit wants to convey the nuances of the Better Hearing Consumer blogs that address issues of universal concern to people with hearing loss.